Schatten auf dem Dach: Muss ich auf Solarenergie verzichten?

Solarenergie mit Schatten auf dem Dach

Einleitung

Ein häufiger Grund, der Hausbesitzer zögern lässt, in Photovoltaik zu investieren, ist: Schatten auf dem Dach. Bäume, Kamine, Nachbargebäude oder Gauben werfen je nach Tageszeit Schatten – und die Sorge ist groß, dass sich eine PV-Anlage dann nicht mehr lohnt.

Doch die gute Nachricht: Schatten ist kein K.o.-Kriterium für Photovoltaik. Dank moderner Technik und cleverer Planung lässt sich auch unter schwierigen Bedingungen sinnvoll und wirtschaftlich Sonnenstrom erzeugen.

In diesem Beitrag erklären wir, wie stark sich Verschattung wirklich auswirkt, welche Technologien helfen – und wann sich eine Anlage trotzdem lohnt.

Warum ist Schatten ein Problem für Photovoltaik?

Solarmodule bestehen aus vielen miteinander verbundenen Zellen. Sobald eine oder mehrere Zellen verschattet sind, sinkt der Stromfluss – und das kann unter Umständen den Ertrag des gesamten Moduls oder sogar des gesamten Strings verringern.

Früher war das ein echtes Problem: Ein einzelner Schattenwurf auf ein Modul konnte die Leistung mehrerer Module drastisch reduzieren. Heute helfen jedoch spezielle Komponenten dabei, dieses Risiko deutlich zu minimieren.

Arten von Verschattung: Was genau wirft Schatten?

Nicht jeder Schatten wirkt sich gleich aus. Man unterscheidet:

  • Punktuelle Verschattung: Durch Kamine, Satellitenschüsseln, Gauben oder Dachfenster – oft nur ein kleines Modul oder Teil eines Moduls betroffen.

  • Teilweise Verschattung: Beispielsweise durch nahe Bäume oder einen Giebel, der morgens oder abends Teile des Dachs beschattet.

  • Großflächige Verschattung: Wenn etwa ein Nachbarhaus vormittags oder nachmittags die gesamte Dachfläche beschattet – hier ist besonders sorgfältige Prüfung nötig.

Wichtig: Auch „bewegliche Schatten“ – etwa von Bäumen mit Laub im Sommer – verändern sich im Jahresverlauf. Eine professionelle Verschattungsanalyse zeigt, wie stark das Dach zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten betroffen ist.

Wie stark beeinflusst Schatten den Ertrag?

Die Auswirkungen hängen von vielen Faktoren ab:

  • Tageszeit der Verschattung

  • Dauer und Größe des Schattens

  • Anordnung der Module im String

  • Verwendete Technik (Bypass-Dioden, Optimierer, Wechselrichter)

Beispielhafte Werte:

  • Leichte Teilverschattung: −5 bis −10 % Ertragsverlust

  • Halbschatten über 2–4 Stunden: −15 bis −25 %

  • Permanente Verschattung größerer Flächen: > −30 %, unwirtschaftlich ohne Spezialtechnik

Tipp: Selbst bei teilweiser Verschattung lassen sich oft noch 70–90 % des maximalen Ertrags realisieren – genug, um eine wirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen.

Technische Lösungen gegen Ertragsverluste

a) Leistungsoptimierer

Jedes Solarmodul erhält einen eigenen Optimierer, der die Stromproduktion unabhängig vom Rest des Systems steuert. Schatten auf einem Modul beeinflusst so nicht mehr den gesamten String.

  • Hersteller wie SolarEdge oder Tigo bieten erprobte Lösungen.

  • Besonders sinnvoll bei Dächern mit vielen Störquellen oder unterschiedlichen Ausrichtungen.

b) Modul-Wechselrichter (Mikrowechselrichter)

Jedes Modul bekommt einen eigenen Wechselrichter – besonders effektiv bei starker Verschattung oder kleinteiligen PV-Flächen.

  • Hersteller z. B. Enphase

  • Ideal für komplexe Dächer mit vielen kleinen Flächen

c) Bypass-Dioden

Bereits in modernen Standardmodulen integriert. Sie ermöglichen, dass der Stromfluss bei Schatten um einzelne Zellen oder Zellgruppen herumgeleitet wird – einfache, aber effektive Maßnahme gegen Ertragsverluste.

d) Intelligente Anordnung der Module

Die Positionierung der Module kann helfen, besonders verschattete Bereiche gezielt auszusparen oder für andere Nutzungen (z. B. Warmwasserbereitung) zu nutzen.

Praxisbeispiel: Familie aus Stralsund

„Unser Dach wird nachmittags teils vom Nachbarhaus beschattet. Trotzdem war die Entscheidung für PV richtig – mit Leistungsoptimierern und guter Planung holen wir rund 85 % des maximal möglichen Ertrags heraus. Die Anlage rechnet sich und wir decken 70 % unseres Strombedarfs selbst.“

  • Anlage: 6,4 kWp + 5 kWh Speicher

  • Verschattung: ca. 20 % der Fläche ab 15 Uhr

  • Technik: Leistungsoptimierer, Ost-Süd-Ausrichtung

  • Ergebnis: 5.100 kWh Jahresproduktion, Einsparung ca. 1.000 €/Jahr

Wann lohnt sich Photovoltaik trotz Schatten?

In diesen Fällen JA:

  • Verschattung nur morgens oder abends

  • Betroffene Fläche <25 % der Modulfläche

  • Verwendung von Optimierern oder Mikrowechselrichtern

  • Hoher Eigenverbrauch (z. B. durch Speicher)

  • Förderungen oder steuerliche Vorteile verbessern die Wirtschaftlichkeit

In diesen Fällen kritisch:

  • Permanente Verschattung über mehrere Stunden auf Großteil der Fläche

  • Enge Bebauung mit kaum direkter Sonneneinstrahlung

  • Hohe Verschattung in Kombination mit steiler Dachneigung

Fazit: Je nach Situation ist Photovoltaik auch mit Schatten sinnvoll – entscheidend ist die genaue Analyse und maßgeschneiderte Technik.

Alternativen bei zu starker Verschattung

Wenn das Dach zu stark verschattet ist, bieten sich Alternativen:

  • Freiflächenanlagen im Garten

  • Carport-Lösungen

  • Solar-Fassaden oder Balkonmodule

  • PV-Terrassendächer

Oft reicht schon eine kleinere, gut positionierte Fläche für wirtschaftliche Stromproduktion – besonders in Verbindung mit Stromspeichern und Eigenverbrauch.

Fazit: Schatten ist kein Ausschlusskriterium!

Viele Dächer mit teilweiser Verschattung sind trotzdem hervorragend für Photovoltaik geeignet. Entscheidend ist die richtige Technik: Mit Optimierern, intelligenter Modulplatzierung und moderner Planung lässt sich ein Großteil des Sonnenpotenzials nutzen.

Unser Tipp: Lassen Sie eine professionelle Verschattungsanalyse durchführen – nur so lässt sich sicher einschätzen, wie wirtschaftlich eine Anlage auf Ihrem Dach sein kann.

Treten Sie mit uns in Kontakt