Ein häufiger Grund, der Hausbesitzer zögern lässt, in Photovoltaik zu investieren, ist: Schatten auf dem Dach. Bäume, Kamine, Nachbargebäude oder Gauben werfen je nach Tageszeit Schatten – und die Sorge ist groß, dass sich eine PV-Anlage dann nicht mehr lohnt.
Doch die gute Nachricht: Schatten ist kein K.o.-Kriterium für Photovoltaik. Dank moderner Technik und cleverer Planung lässt sich auch unter schwierigen Bedingungen sinnvoll und wirtschaftlich Sonnenstrom erzeugen.
In diesem Beitrag erklären wir, wie stark sich Verschattung wirklich auswirkt, welche Technologien helfen – und wann sich eine Anlage trotzdem lohnt.
Solarmodule bestehen aus vielen miteinander verbundenen Zellen. Sobald eine oder mehrere Zellen verschattet sind, sinkt der Stromfluss – und das kann unter Umständen den Ertrag des gesamten Moduls oder sogar des gesamten Strings verringern.
Früher war das ein echtes Problem: Ein einzelner Schattenwurf auf ein Modul konnte die Leistung mehrerer Module drastisch reduzieren. Heute helfen jedoch spezielle Komponenten dabei, dieses Risiko deutlich zu minimieren.
Nicht jeder Schatten wirkt sich gleich aus. Man unterscheidet:
Punktuelle Verschattung: Durch Kamine, Satellitenschüsseln, Gauben oder Dachfenster – oft nur ein kleines Modul oder Teil eines Moduls betroffen.
Teilweise Verschattung: Beispielsweise durch nahe Bäume oder einen Giebel, der morgens oder abends Teile des Dachs beschattet.
Großflächige Verschattung: Wenn etwa ein Nachbarhaus vormittags oder nachmittags die gesamte Dachfläche beschattet – hier ist besonders sorgfältige Prüfung nötig.
Wichtig: Auch „bewegliche Schatten“ – etwa von Bäumen mit Laub im Sommer – verändern sich im Jahresverlauf. Eine professionelle Verschattungsanalyse zeigt, wie stark das Dach zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten betroffen ist.
Die Auswirkungen hängen von vielen Faktoren ab:
Tageszeit der Verschattung
Dauer und Größe des Schattens
Anordnung der Module im String
Verwendete Technik (Bypass-Dioden, Optimierer, Wechselrichter)
Beispielhafte Werte:
Leichte Teilverschattung: −5 bis −10 % Ertragsverlust
Halbschatten über 2–4 Stunden: −15 bis −25 %
Permanente Verschattung größerer Flächen: > −30 %, unwirtschaftlich ohne Spezialtechnik
Tipp: Selbst bei teilweiser Verschattung lassen sich oft noch 70–90 % des maximalen Ertrags realisieren – genug, um eine wirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen.
a) Leistungsoptimierer
Jedes Solarmodul erhält einen eigenen Optimierer, der die Stromproduktion unabhängig vom Rest des Systems steuert. Schatten auf einem Modul beeinflusst so nicht mehr den gesamten String.
Hersteller wie SolarEdge oder Tigo bieten erprobte Lösungen.
Besonders sinnvoll bei Dächern mit vielen Störquellen oder unterschiedlichen Ausrichtungen.
b) Modul-Wechselrichter (Mikrowechselrichter)
Jedes Modul bekommt einen eigenen Wechselrichter – besonders effektiv bei starker Verschattung oder kleinteiligen PV-Flächen.
Hersteller z. B. Enphase
Ideal für komplexe Dächer mit vielen kleinen Flächen
c) Bypass-Dioden
Bereits in modernen Standardmodulen integriert. Sie ermöglichen, dass der Stromfluss bei Schatten um einzelne Zellen oder Zellgruppen herumgeleitet wird – einfache, aber effektive Maßnahme gegen Ertragsverluste.
d) Intelligente Anordnung der Module
Die Positionierung der Module kann helfen, besonders verschattete Bereiche gezielt auszusparen oder für andere Nutzungen (z. B. Warmwasserbereitung) zu nutzen.
„Unser Dach wird nachmittags teils vom Nachbarhaus beschattet. Trotzdem war die Entscheidung für PV richtig – mit Leistungsoptimierern und guter Planung holen wir rund 85 % des maximal möglichen Ertrags heraus. Die Anlage rechnet sich und wir decken 70 % unseres Strombedarfs selbst.“
Anlage: 6,4 kWp + 5 kWh Speicher
Verschattung: ca. 20 % der Fläche ab 15 Uhr
Technik: Leistungsoptimierer, Ost-Süd-Ausrichtung
Ergebnis: 5.100 kWh Jahresproduktion, Einsparung ca. 1.000 €/Jahr
In diesen Fällen JA:
Verschattung nur morgens oder abends
Betroffene Fläche <25 % der Modulfläche
Verwendung von Optimierern oder Mikrowechselrichtern
Hoher Eigenverbrauch (z. B. durch Speicher)
Förderungen oder steuerliche Vorteile verbessern die Wirtschaftlichkeit
In diesen Fällen kritisch:
Permanente Verschattung über mehrere Stunden auf Großteil der Fläche
Enge Bebauung mit kaum direkter Sonneneinstrahlung
Hohe Verschattung in Kombination mit steiler Dachneigung
Fazit: Je nach Situation ist Photovoltaik auch mit Schatten sinnvoll – entscheidend ist die genaue Analyse und maßgeschneiderte Technik.
Wenn das Dach zu stark verschattet ist, bieten sich Alternativen:
Freiflächenanlagen im Garten
Carport-Lösungen
Solar-Fassaden oder Balkonmodule
PV-Terrassendächer
Oft reicht schon eine kleinere, gut positionierte Fläche für wirtschaftliche Stromproduktion – besonders in Verbindung mit Stromspeichern und Eigenverbrauch.
Viele Dächer mit teilweiser Verschattung sind trotzdem hervorragend für Photovoltaik geeignet. Entscheidend ist die richtige Technik: Mit Optimierern, intelligenter Modulplatzierung und moderner Planung lässt sich ein Großteil des Sonnenpotenzials nutzen.
Unser Tipp: Lassen Sie eine professionelle Verschattungsanalyse durchführen – nur so lässt sich sicher einschätzen, wie wirtschaftlich eine Anlage auf Ihrem Dach sein kann.