Heute sieht man sie überall: Photovoltaikanlagen auf Hausdächern, Carports und sogar Balkonen. Doch was für uns selbstverständlich wirkt, hat eine erstaunlich lange und spannende Entwicklung hinter sich. Die Geschichte der Solarenergie reicht weit zurück – von den ersten Sonnenexperimenten bis hin zur hochmodernen PV-Anlage auf dem Eigenheim.
Zeit für eine kleine Zeitreise.
Die Idee, die Sonne aktiv zu nutzen, ist alles andere als neu. Schon im alten Griechenland und Rom orientierten Architekten ihre Häuser so, dass sie im Winter möglichst viel Sonnenwärme einfingen – frühe Formen passiver Solarnutzung.
Im 3. Jahrhundert v. Chr. soll Archimedes sogar mithilfe von Spiegeln feindliche Schiffe in Brand gesetzt haben – ob Mythos oder nicht: Die Sonne war schon früh mehr als nur Lichtquelle.
Der französische Physiker Alexandre Edmond Becquerel entdeckt den sogenannten photoelektrischen Effekt – also das Prinzip, nach dem Licht in Strom umgewandelt wird. Ein Meilenstein, auch wenn seine Entdeckung damals noch kein praktisches Ziel hatte.
Es sollte noch ein gutes Jahrhundert dauern, bis aus dieser physikalischen Grundlage echte Technik wurde.
Bei Bell Labs in den USA wurde 1954 die erste funktionierende Silizium-Solarzelle gebaut. Wirkungsgrad: knapp 6 Prozent – bescheiden aus heutiger Sicht, aber revolutionär für die Zeit. Sie konnte kleine Geräte betreiben und war der erste Schritt hin zu praktischer Solarenergie.
Nur ein Jahr später wurde sie bereits in Taschenrechnern und Messinstrumenten eingesetzt.
Der große Durchbruch kam nicht auf der Erde, sondern im All: 1958 wurde der Satellit Vanguard I mit Solarzellen ausgestattet. Dort oben, fernab von Wolken und Wetter, konnten die Module zuverlässig Strom liefern.
In den folgenden Jahrzehnten wurde Solarenergie zur Standardtechnologie für Raumfahrtmissionen – von Kommunikationssatelliten bis zur Internationalen Raumstation.
Die Ölkrisen der 1970er führten zu einem neuen Denken über Energie. Plötzlich wurde Solarenergie auch auf der Erde interessant – nicht nur für Techniknerds.
Erste Solaranlagen fanden sich auf Berghütten, Segelbooten und autarken Gebäuden. Förderprogramme und Forschung setzten ein, allerdings waren die Kosten noch hoch – und die Technik noch weit entfernt vom Massenmarkt.
Mit neuen Materialien, besserem Wirkungsgrad und fallenden Preisen begann ab den 1990er-Jahren der langsame Aufstieg der Photovoltaik. In Deutschland war das 100.000-Dächer-Programm ein wichtiger Schritt.
Spätestens in den 2000er-Jahren wurden PV-Anlagen wirtschaftlich interessant – nicht nur für Pioniere, sondern auch für normale Hausbesitzer. Gleichzeitig entstand ein breiter Markt für Hersteller, Installateure und Zulieferer.
Moderne Solaranlagen sind leistungsfähig, erschwinglich und vielseitig einsetzbar – vom Einfamilienhaus bis zum Solarfeld. In vielen Regionen ist Solarstrom heute die günstigste Form der Stromerzeugung.
Dazu kommen neue Anwendungen:
Balkonkraftwerke
Solar-Carports
Agri-Photovoltaik
Fassadenmodule und Solarziegel
Aus der Raumfahrttechnologie ist eine Alltagstechnik geworden, die sich in die Architektur integriert – bis hin zur Dachrinne.
Was als physikalische Spielerei begann und seinen ersten großen Einsatz im Weltraum hatte, ist heute Teil unseres Lebens: Solarenergie hat eine erstaunliche Entwicklung genommen – und steht dennoch erst am Anfang ihres Potenzials.
Die Sonne scheint täglich auf unsere Dächer. Und wer sie nutzt, wird Teil einer Geschichte, die schon vor Jahrtausenden begann – und heute Zukunft schreibt.