Kann man auf demselben Feld Lebensmittel und Strom erzeugen? Die Antwort lautet: Ja – mit Agri-Photovoltaik. Das Konzept vereint Landwirtschaft und Solarenergie auf einer Fläche und bietet damit neue Chancen für Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern, in denen viel Fläche und viel Sonne vorhanden sind.
Doch wie funktioniert das genau? Und was bedeutet das für Landwirtschaft, Umwelt und Energieversorgung?
Agri-Photovoltaik (kurz: Agri-PV) bezeichnet die gleichzeitige Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für den Anbau von Pflanzen und die Produktion von Solarstrom. Dabei werden Photovoltaikmodule über dem Acker oder aufgeständert zwischen Reihen montiert – so, dass darunter weiterhin Landwirtschaft betrieben werden kann.
Ziel ist es, den Flächenverbrauch zu optimieren:
Kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch.
Die Module stehen entweder:
hoch über dem Boden (z. B. auf 4–5 m hohen Trägern), damit Traktoren und Maschinen darunter fahren können
in Reihen mit Abständen, sodass ausreichend Licht und Luft an die Pflanzen gelangen
Die PV-Anlagen erzeugen tagsüber Strom – dieser kann direkt ins Netz eingespeist oder lokal genutzt werden. Gleichzeitig wachsen unter den Modulen Nutzpflanzen wie Kartoffeln, Spinat oder sogar Beeren. Die PV-Anlage wirkt dabei wie ein Sonnenschirm: Sie kann Hitze und Trockenstress mindern und den Boden schützen.
MV bietet ideale Voraussetzungen für Agri-PV:
Große landwirtschaftliche Flächen mit niedriger Bevölkerungsdichte
Gute Sonneneinstrahlung, besonders im östlichen Landesteil
Modern aufgestellte Agrarbetriebe, die offen für technologische Innovationen sind
Wirtschaftlicher Druck, neue Einkommensquellen zu erschließen – z. B. durch zusätzliche Pachteinnahmen oder Eigenstromnutzung
Zudem wächst das politische und gesellschaftliche Interesse, erneuerbare Energien naturverträglich auszubauen – gerade im ländlichen Raum.
Agri-Photovoltaik bringt echte Mehrwerte – wenn sie gut geplant wird:
Doppelte Nutzung der Fläche ohne dauerhafte Versiegelung
Schutz vor Extremwetter wie Hitze, Starkregen oder Wind
Zusätzliche Einnahmequelle für Landwirte (z. B. durch Stromvermarktung oder Verpachtung)
Potenzielle Steigerung der Flächeneffizienz durch Kombination von Energie- und Nahrungsmittelproduktion
Reduzierter Wasserverbrauch durch Schatteneffekte und geringere Verdunstung
Allerdings: Nicht jede Pflanzenart eignet sich für jeden Anlagentyp. Und nicht jeder Boden verträgt Aufständerungen. Eine praxisnahe Planung und Forschung sind deshalb entscheidend.
Ja, erste Pilotprojekte und Versuchsflächen existieren – etwa auf Gutshöfen, in Kooperation mit Forschungsinstituten oder Energiegenossenschaften. Hier werden Anbaubedingungen unter PV getestet und wissenschaftlich begleitet.
Ein Schwerpunkt liegt auf Kulturen wie:
Kartoffeln
Kleegras
Beeren
Spinat
Salat
Parallel werden Fragen der Technik, Pflege, Bodenwirkung und Stromvermarktung untersucht.
So vielversprechend Agri-PV klingt – sie ist kein Selbstläufer. Es gibt aktuell noch offene Fragen:
Genehmigungsverfahren und Flächenwidmung (nicht alle Flächen sind nutzbar)
Wirtschaftlichkeit bei kleinen Betrieben oder schwierigen Böden
Technische Komplexität (Höhe, Abstand, Verschattung)
Akzeptanz in der Nachbarschaft oder bei Behörden
Auch der Dialog mit Umwelt- und Naturschutzverbänden ist wichtig, um die Projekte nachhaltig zu gestalten – etwa mit Blick auf Bodenbrüter oder Blühstreifen.
Agri-Photovoltaik ist ein spannendes Modell für die Zukunft: nachhaltig, platzsparend und anpassungsfähig. Gerade in Mecklenburg-Vorpommern, wo Flächen und Sonne vorhanden sind, lohnt sich der Blick auf diese kombinierte Nutzung.
Noch steckt die Entwicklung in den Anfängen – doch die Potenziale sind real. Und vielleicht entsteht aus einem Acker bald mehr als nur Ernte: ein Beitrag zur Energiezukunft des Landes.